150 Jahre PSD Bank – ein Konzept mit Zukunft

Visionäre findet man nur selten. Generalpostdirektor Heinrich von Stephan war einer. 1872 legte er den Grundstein der PSD Banken nach genossenschaftlichem Vorbild: Einer für alle, alle für einen. Ein Prinzip, das heute moderner ist denn je.

Alles begann mit der Gründung von Vorschussvereinen als Selbsthilfeeinrichtung für Postbedienstete. Heute zählen die PSD Banken zu den traditionsreichsten Finanzinstituten und sind die älteste Direktbankengruppe in Deutschland. Die Chronik zeigt: Die genossenschaftliche Idee spielt nicht nur die Hauptrolle in der Erfolgsstory der PSD Bank. Sie avancierte zur Grundlage eines beliebten Geschäftsmodells, das sich bereits seit 150 Jahren bewährt.

Kooperieren statt konkurrieren

Sich für ein Ziel zu verbünden liegt in der Natur des Menschen. Die Wurzeln des modernen Genossenschaftswesens lassen sich bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen: Was die Dampfmaschine, britischer Pioniergeist, die Finanzlage damaliger deutscher Postbedienstete und ein Brief aus der Kaiserlichen Postdirektion mit unserer heutigen PSD Bank zu tun haben, ist eine spannende Geschichte. Wir haben uns auf Spurensuche begeben.

Die Zeitreise beginnt in England, Europas Keimzelle der Industrialisierung. Motor des ökonomischen und gesellschaftlichen Wandels dort waren bahnbrechende Technologien wie die Dampfmaschine, die die Produktion grundlegend veränderten. Fabriken entstanden, kleine Betriebe wurden hierdurch jedoch mehr und mehr aus dem Markt verdrängt. In vielen Familien war daher das Geld knapp. Aber Not macht bekanntlich erfinderisch. Mit viel Herzblut schlossen sich vielerorts Handwerker und Kleinunternehmer zu Kooperationen ganz neuer Art zusammen: Diese boten wirtschaftliche Vorteile, verfolgten jedoch keine Profitmaximierung, sondern waren ihren Mitgliedern verpflichtet und beteiligten sie am Gewinn – die genossenschaftliche Idee war geboren und so erfolgreich, dass sie Schule machte, auch in Deutschland. Neu war hier vor allem das kreditgenossenschaftliche Modell, das auf die zwei Gründerväter Raiffeisen und Schulze-Delitzsch zurückgeht.

Selbsthilfe, Solidarität, Sicherheit

Auch auf dem europäischen Kontinent gerieten Arbeiter, Angestellte und Bauern infolge des technologischen Paradigmenwechsels in der Arbeitswelt ins gesellschaftliche Abseits. Der industrielle Fortschritt bot also nicht allen einen Vorteil.

An dieser Stelle kommt ein findiger Mann mit Köpfchen in Spiel: Inspiriert von der innovativen Kooperationsform griff Generalpostdirektor Heinrich von Stephan Ende des 19. Jahrhunderts die genossenschaftliche Idee für die Bediensteten der Kaiserlichen Reichspost auf. Denn die Not vieler Beamter, die wegen niedriger Löhne im einfachen und mittleren Dienst oft unverschuldet unter finanziellen Druck gerieten, bewegte ihn.

So initiierte er 1872 mit einem Erlass die Spar- und Vorschussvereine zur sozialen Absicherung von Postbeamten. Damit kam die Sache ins Rollen: Schnell entstanden viele Vereine mit insgesamt über 12.000 Mitgliedern, die nach dem Prinzip der wirtschaftlichen Selbsthilfe ihre prekäre Lebenssituation eigenständig verbessern konnten. Dank Sparzinsen und Darlehen ging es für die Postbediensteten aufwärts, genauso wie für die Vereine: 1914 zählten sie bereits über 237.000 Mitglieder.

Stabil in stürmischen Zeiten

Es folgten Krisen, Kriege und Crashs – bewegte Zeiten, die nicht spurlos an den Vereinen vorübergingen. Die große Inflation bedeutete letztlich Darlehensstopp für die Mitglieder. Den Börsencrash 1929, ausgelöst durch den „Schwarzen Freitag“ an der New Yorker Börse sowie die Bankenkrise 1931, überstanden die Vereine hingegen besser, da sie keine Kredite an die Industrie vergaben. Das ist bis heute so geblieben.

Der Flaggenwechsel durch das NS-Regime und dessen politische Folgen bedeuteten Einschnitte für die Post-Spar- und Darlehnsvereine – 53 sind es im Jahre 1942. Deren Wirtschaftsbasis addierte sich auf eine Bilanzsumme von 228 Millionen Reichsmark – umgerechnet knapp 900 Millionen Euro. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs reduzierte sich infolge der Teilung Deutschlands in alliierte Zonen die Anzahl der Mitgliedsinstitute in den westlichen Gebieten auf 21, die bis 1997 konstant blieb.

Gemeinsam selbstständig

Finale Kurskorrekturen um die Jahrtausendwende herum ebneten unserer heutigen PSD Bank den Weg. So wurden 1998 und 1999 alle Post-Spar- und Darlehnsvereine in Genossenschaften umgewandelt und die Öffnung für Nicht-Postangestellte beschlossen. Die PSD Bank Karlsruhe-Neustadt ist im Jahr 2000 aus der Fusion der PSD Bank Karlsruhe mit der PSD Bank Neustadt a. d. W., mit Sitz in Speyer, hervorgegangen. Der Zusammenschluss fiel in eine Phase, in der sich die PSD Banken grundlegend neu ausrichteten. Heute zählen zur PSD Bankengruppe bundesweit 14 jeweils rechtlich selbstständige und unabhängige Mitgliedsinstitute, eine zentrale Servicegesellschaft sowie der Verband der PSD Banken e. V.

Nachhaltigkeit als gemeinsamer Nenner

Der soziale Gedanke ist in unserem Selbstverständnis fest verankert. Daher setzen wir uns über unser Bankgeschäft hinaus auch für andere ein. Eng mit der Region verbunden sind wir hier Initiator und Partner vieler Sozialprojekte, die wir langfristig unterstützen.

Dieses Engagement ist zugleich Ausdruck unseres Nachhaltigkeitsprinzips, das zusätzlich zu den sozialen Aspekten auch ökonomischen Weitblick und Klimaschutz umfasst und so zentrale Werte unserer Marke widerspiegelt.

Kulturform wird Kulturerbe

Die Genossenschaftsidee ist Synonym für die erfolgreiche und bedeutende Verbindung von Wirtschaftlichkeit mit Gemeinschaft und sozialer Verantwortung. Daher hat die UNESCO 2016 diese Gesellschaftsform zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit ernannt.